Eurogames in Rom

Aber nicht alle Wege führen nach Rom

Der leicht bewölkte Himmel spiegelt sich im Wasser und taucht das nasse Element in eine türkis-blaue Farbe. Der leichte Sommerwind reicht aus, um die Wasseroberfläche zu kräuseln. Das plätschernde Geräusch wird nur durch menschliche Stimmen übertönt. Plötzlich zerschneidet ein hohes und schrilles Geräusch die Atmosphäre, ein Pfiff aus einer Trillerpfeife, direkt gefolgt von einem zweiten, einem dritten. Geht es jetzt endlich mit dem Schwimmwettkampf los? Wer ist als Erstes am Start? Impressionen vom Eurogames-Schwimmturnier in Rom?

Mitnichten! Wir stehen am Trevi-Brunnen im Zentrum Roms, die Frau mit der Trillerpfeife trägt auch kein legeres Wettkampfrichterpolohemd, sondern eine recht strenge Uniform. Sie und ihre beiden Kolleginnen jagen mit Pfiffen und wilden Gesten Touristen auf, die sich doch tatsächlich auf den Rand des Brunnens gesetzt hatten. Und das ist hier verboten! Bei Eurogames geht es nicht nur um sportliche Wettkämpfe, man möchte natürlich auch immer die jeweilige Stadt erkunden und kennen lernen. Und Rom ist sehr, sehr reich an Sehenswertem, der besagte Trevi-Brunnen gehört natürlich unbedingt dazu.

Schon wieder ein hohes und schrilles Geräusch! Diesmal ist die Verursacherin eine dieser uralten, grün lackierten Straßenbahnen der römischen Verkehrsbetriebe, die an der Porta Maggiore in einer engen Kurve einen lärmenden Kampf mit den schlecht geölten Schienen aufgenommen hat. Mit einem Ruck hält die Tram mit der Nummer 3 an der Haltestelle. Unter den zusteigenden Fahrgästen befinden sich auch zwei Schwimmerinnen und vier Schwimmer von Abseitz Stuttgart. Es geht in Richtung Kolosseum, das Zwischenziel ist die Station Piramide. Von dort fährt die Vorort-Metro ein starke halbe Stunde nach Ostia, dem Strandort für die Städter aus Rom. Hier befindet sich das Centro Federale Polo Natatorio, ein moderner Komplex für Wasserball und Schwimmen. Und jetzt sind wir auch endlich beim Eurogames-Schwimmwettkampf angekommen. Doch wo hängt das Meldeergebnis? Das Bad ist topmodern, es gibt eine elektronische Zeitmessung, eine große digitale Anzeigetafel, moderne Startblöcke, aber die katastrophale oder fehlende Organisation, Vorbereitung und Kommunikation der ganzen Eurogames setzt sich leider auch beim Schwimmturnier fort. Es sind dann letztlich die Wettkampfrichter des italienischen Schwimmverbandes, die das Turnier retten und es dann doch noch sehr gut durchführen. Wir erinnern uns vor allem sehr gerne an den Sprecher, der jeden Lauf sehr sympathisch, persönlich und witzig kommentierte. Im Vergleich zu vorherigen Eurogames hielt sich die Teilnehmerzahl mit 170 sehr in Grenzen, leider gab es auch nur sehr wenige Frauen. Die sechs Schwimmerinnen und Schwimmer aus Stuttgart, Ada und Sandra, Roger, Schassi, Martin und Marius, haben den Kampf mit der dafür qualitativ starken Konkurrenz gerne aufgenommen und in einer Staffel und vielen Einzelstarts eine Menge Medaillen gewonnen. Woran lag’s? Vielleicht an der gemeinsamen Wohnung in der Nähe des Bahnhofes Termini, wo wir uns immer gut gegenseitig motivieren konnten und intensiv über Wettkampfstrategien diskutiert haben? Vielleich an der delikaten, vor Ort gekochten „Bolo“ (Spaghetti Bolognese), die uns viel Kraft verliehen hatte? Vielleicht an der stets guten Stimmung in unserer Truppe? Oder war es doch die intensive Trainingsvorbereitung im Inselbad Untertürkheim? Der Erfolg wird wie immer mehrere Väter bzw. Mütter gehabt haben.

Wenn man die organisatorischen Mängel der Veranstalter ausgeblendet hatte, waren auch diese Eurogames für uns Schwimmerinnen und Schwimmer wieder ein tolles Ereignis. Wir waren an diesem Wochenende übrigens nicht die einzigen aus unserer Abteilung, die fleißig waren: Gunther ist die 1800 Meter bei der Zürichseeüberquerung von Gay Sport Zürich erfolgreich geschwommen. Man sieht: es führen eben doch nicht alle Weg nach Rom. Aber wenn doch, dann bitte nicht auf den Rand des Trevi-Brunnens setzen!

MTR

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