

Das erste, was ich wahrnehme: es ist stockfinster. Das zweite: es ist 6:40 Uhr. So steht es zumindest mal auf dem Display meines Smartphon-Weckers. Aber es fühlt sich anders an, ich habe mich gerade eben wohl noch in einer absoluten Tiefschlaf-Phase befunden. Dass ich in zwei Stunden im Wasser sein werde und kurz darauf in der 4x50-Meter-Lagenstaffel mixed die 50 m Kraul sprinten soll, liegt im Moment weit außerhalb meines Vorstellungsvermögens. Aber es hilft nichts: Aufstehen ist angesagt, um einem Rekord Tribut zu zollen: fast 260 Schwimmerinnen und Schwimmer aus 46 Vereinen aus neun europäischen Ländern und über 1.000 Starts. So groß war ein Schwimmwettkampf im Rahmen des XMAS-Turniers des Frankfurter Volleyball-Vereins in seiner jahrzehntelangen Geschichte noch nie. Das hatte zwei Konsequenzen: das Turnier lief bis zum frühen Abend und es begann auch deutlich früher als in den Vorjahren. Deshalb das ungewöhnlich frühe und unangenehme Aufstehen.
Abgesehen von ein paar eigenwilligen Kreaturen, die von der zu Ende gehenden Nacht noch übriggeblieben waren, ist es im Frankfurter Hauptbahnhof an diesem Samstagmorgen noch verhältnismäßig ruhig. Aber es gibt eine Ausnahme: die S2 vom Hauptbahnhof nach Frankfurt-Höchst. In der S-Bahn ist gefühlt das halbe Schwimmbad vertreten und macht sich mit Sporttaschen in den Waggons breit. Die Deutsche Bahn hätte hier anstelle der nächsten Haltestellen und ihren Ankunftszeiten genauso gut das Meldeergebnis des Turniers auf ihren Info-Displays anzeigen können.
Doch wir können die kurze Fahrtzeit nicht unbekümmert genießen. Am Vorabend hatten wir uns beim gemeinsamen Essen im Green Thai in der Frankfurter Innenstadt noch gefreut, dass wir dieses Jahr zum ersten Mal keine krankheitsbedingten Ausfälle haben. Am Samstag hatte sich die Lage leider schon verändert, und so mussten wir in der S-Bahn noch schnell unsere Staffelplanung anpassen. Dies war nicht übermäßig schwierig, denn wir konnten aus dem Vollen schöpfen: mit sechs Schwimmerinnen und acht Schwimmern waren wir in der Lage, nahezu alle Frauen- Männer- und Mixed-Staffeln für Lagen, Freistil und Brust prominent zu besetzen.
Schon der allererste Start des Turniers, die schon erwähnte Lagenstaffel brachte uns einen ersten Platz. Diese Goldmedaille war allerdings erst der Anfang eines erfolgreichen Wettkampftages und so kam in den Staffeln und Einzelstarts noch eine ansehnliche Medaillensammlung zustande. Mit Laura, Nadine und André sind drei aus unserem Team zum ersten Mal bei einem Schwimmturnier für Abseitz gestartet.
Nach dem langen und anstrengenden Wettkampftag haben wir uns in der Höchster Wunderbar erst einmal wieder gestärkt. Einige fanden dann zu später Stunde auch noch den Eingang zur Sportlerparty und zu noch späterer Stunde auch wieder den Ausgang. Nicht nur unseren Neulingen hat das Frankfurter Turnier-Wochenende Spaß gemacht, wir waren alle zusammen wieder einmal ein gutgelauntes Stuttgarter Team mit überzeugenden Schwimmleistungen und vielen gemeinsamen Aktivitäten.
Dafür steht man doch gerne auf!
MTR