GayGames Paris 2018

Ruhm oder Eiffelturm?

GayGames Paris 2018

Paris – Die Stadt der Liebe ist Verheißung, Verführung und alleine schon der Klang verspricht das berühmte „savoir vivre“. Eiffelturm, Louvre, Seine, Sacre coeur... Doch was haben wir während der GayGames gesehen? Jede Menge Tennisplätze, die Metro, Hotels und ein paar Supermärkte. Aber das ist wohl der Preis des Erfolgs. :-)
Beim Blick auf die Liste der Teilnehmer des Tennisturniers dachte man zunächst an US-amerikanische Meisterschaften mit europäischer Beteiligung. Aber letztlich mischte es sich auf den sieben Tennisanlagen doch durch, sodass Franzosen, Argentinier, Engländer, Italiener, Schweizer, Deutsche oder Niederländer ein wahrliches Fest der Nationen feierten. Und das musste man sagen: Die Gastgeber und Freiwilligen waren durchweg überwältigend freundlich und hilfsbereit und auch auf dem Platz gab es so gut wie keine Streitigkeiten. Die GayGames im Tennis waren buchstäblich ganz großes Tennis.
Der Traum, auf der Grand Slam-Anlage in Roland Garros zu spielen, platzte leider Anfang des Jahres, obwohl noch während der Registrierungsphase damit geworben wurde. Aber in den kommenden Jahren soll dort ein Dach installiert werden, um unabhängiger vom Wetter zu sein und daher stand die Anlage wegen der entsprechenden Bauarbeiten nicht zur Verfügung. Unsere Anlagen verteilten sich dennoch in der Nähe von Roland Garros im Westen der Stadt.
In 50 Kategorien traten knapp 570 Spieler*innen an, darunter auch fünf Abseitz-Mitglieder*innen. Unsere einzige Frau Tina Boch wusste bis vor wenigen Wochen nicht einmal, ob sie den Schläger überhaupt schwingen kann. Verletzungsbedingt musste sie über ein halbes Jahr pausieren. Und dann fegte sie durch die ersten beiden Runden, dass ihre gesetzten Gegnerinnen deutlich das Nachsehen hatten. Im Halbfinale unterlag sie der Nr.1 der Setzliste und der späteren Turniersiegerin aus der Schweiz und das bahnte sich schon beim Einspielen an: „Ich habe meinen Arm verloren“, ging es ihr bei den ersten Bällen durch den Kopf. Aber die Bronzemedaille dürfte ein schöner Trost gewesen sein.
Für Sascha Kurzidim waren es die ersten GayGames und leider musste er im Einzel wie im Mixed mit Tina nach dem ersten Spiel die Segel streichen. Im Mixed hatten die beiden echtes Lospech, denn sie trafen gleich auf die späteren Turniersieger aus den Niederlanden und lieferten dem Duo den härtesten Kampf aller Gegner. Nach klarem Satzgewinn mit 6:2 verloren sie unglücklich den zweiten Satz mit 5:7 und den Super-Tiebreak dann klar mit 3:10.
Stefan Klein begann im Einzel souverän und gab in der ersten Runde nicht ein Spiel ab. Sein Gegner tat ihm (fast) leid. In der zweiten Runde lieferte er sich einen Krimi mit der Nr.1 der Setzliste. Nach zweieinhalb Stunden in Gluthitze rang er den US-Amerikaner mit 5:7, 6:3 und 12:10 nieder. In der dritten Runde war dann der Akku nicht mehr ganz voll. Erneut kämpfte er drei Sätze lang, zog aber dann gegen einen chinesischen Spieler mit 6:4, 2:6 und 6:10 den Kürzeren.
International waren auch unsere Doppelpaarungen, denn Stefan tat sich mit Thomas Heuer aus der Schweiz zusammen. Leider war für die beiden schon in der ersten Runde Endstation.
Alexander Witte spielte im Doppel mit dem Hamburger Thomas Nobis zusammen. Die beiden pflügten förmlich durch die Konkurrenz und gewannen ihre ersten drei Runden jeweils ganz glatt in zwei Sätzen. Im Halbfinale rangen sie dann ein britisches Duo nieder und scheiterten erst im Finale an zwei Argentiniern deutlich. Aber die Silbermedaille hatten sie sich gesichert. Im Einzel musste Alexander in der zweiten Runde die Segel gegen einen US-Amerikaner streichen. Am späten Abend unter Flutlicht verlor er in drei Sätzen.
Clint Metzger tat sich im Doppel mit Dieter Berends aus Großbritannien zusammen und räumte im Achtelfinale das an Nr.1 gesetzte Doppel aus Frankreich aus dem Weg, ehe im Viertelfinale Endstation gegen die späteren Turniersieger aus Argentinien war. Im Einzel kämpfte er sich durch das größte Feld des Tennisturniers mit 71 Spielern ohne Satzverlust bis unter die letzten vier. Im Halbfinale war dann ebenfalls gegen den späteren Turniersieger Schluss – mit dem knappsten Ergebnis, das dieser im Turnier hinnehmen musste. Und damit landete eine weitere Bronzemedaille im Gepäck der Abseitz-Spieler*innen.
Nach der Siegeszeremonie am Freitagabend gönnten wir uns noch einen gemeinsames Abendessen. Und das muss man den Franzosen lassen: Die kulinarischen Versuchungen waren durchweg köstlich.
Auch wenn es damit nur für einen kurzen Blick auf den Eiffelturm und sonstige Sehenswürdigkeiten gereicht hatte, so war die Woche von Paris sportlich überwiegend erfolgreich und trotz der tropischen Temperaturen hatten wir unseren Spaß – auch dank der vielen netten Jungs und Mädels aus aller Welt, die wir in diesen Tagen kennenlernen durften oder nach Monaten wieder trafen.
Und das ist es doch, worum es eigentlich geht...

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